
In der von der Gemeinde veröffentlichten Ergebnispräsentation der Verkehrsstudie 2019 wurden die Punkte hervorgehoben, die einen Campus am Bahnhof Deisenhofen scheinbar als verkehrstechnisch unproblematisch darstellen, während die zu erwartenden Verkehrsprobleme nur beiläufig oder überhaupt nicht genannt werden.
Hierzu im Einzelnen
Die Ergebnisse der Variantenuntersuchung auf den Seiten 28 und 29 erweckt bei uns den Anschein, dass ein Campus die bessere Wahl ist. Auf Seite 28 werden zunächst 1500 Bewohner für ein Wohngebiet von 45000 qm veranschlagt. Dieser Wert mag ein allgemeiner Wert sein. Legt man die ortsüblichen Verhältnisse bei einer dichten Bebauung zu Grunde (als Vergleich dient hier das Areal der Münchner Rück zwischen Bahnhofstraße und Ludwig-Thoma-Straße) dann ergeben sich bei rd. 18000 qm und rd. 160 Haushalte bei durchschnittlich 2,1 Personen, dies hochgerechnet auf 45000 qm gerade mal 840 Personen. Dies macht dann statt 2000 Fahrten nur noch 1120 PKW Fahrten verteilt über den ganzen Tag aus.
Legt man eine Bebauung mit Reihen/Doppelhäusern zu Grunde ergeben sich nur 444 PKW-Fahrten pro Tag (Berechnung: 45000qm – mindestens 15% (eher 20%) Erschließungsfläche, ergibt max. 95 Bauplätze zu je 400 qm. Angenommene maximale Belegung 3,5 Personen, ergibt gesamt 333 Personen).
Unser Eindruck: Die 2000 PKW-Fahrten aus Seite 29 erscheinen als viel zu hoch angesetzt.
Der Text auf Seite 28 relativiert den Verkehr auf die Zeiten des Schulbetriebs, übersieht aber, dass der Campus auch außerhalb der Schulzeiten regelmäßig frequentiert wird. Als Nutzergruppen sind hier zu nennen: Sportvereine, Veranstaltungen, VHS, Gebäudewartung. Diese zusätzlich bei einem Schulcampus zu berücksichtigten PKW und LKW-Fahrten wurden anscheinend im Verkehrsgutachten überhaupt nicht berücksichtigt.

Der entscheidende Punkt, dass sich die 1000 PKW-Fahrten pro Schultag auf ganz enge Zeitfenster bezieht, kommt in der textlichen Darstellung zu kurz. In einem Zeitfenster von 30 Minuten, maximal bis zu einer Stunde, werden sich hier auf unterdimensionierten Verkehrswegen zusätzlich zum vorhandenen Verkehr, der sich auch noch durch Pendler und Radfahrer (hier wird der Radschnellweg verlaufen) erhöhen wird, rd. 500 PKWs bewegen – sofern sie sich noch bewegen können. Hinzu kommen die Parkplatzsuchfahrten, die im Gutachten auch keine Nennung erfahren haben.
Das Ergebnis zur Parkplatzsituation (Seite 27) erscheint nicht zutreffend. Die 120 Parkplätze werden keinesfalls ausreichen. Die FOS in Unterschleißheim mit bis zu 1200 Schülern, besitzt 188 eigene Parkplätze, wobei diese Schüler nur in begründeten Fällen zugeteilt werden.
Die Seite 26 erklärt über ein Schaubild und Text die Zunahme des PKW-Verkehrs. Genannt wird dabei allerdings nur die Kybergstraße. Da es sich bei der Kybergstraße um eine relativ verkehrstüchtige Straße handelt, gewinnt der Leser unter Umständen den Eindruck, dass hier keine Verkehrsprobleme entstehen. Im Schaubild sind die übrigen Verkehrsandern angedeutet, die größtenteils nicht für den Durchgangsverkehr konzipiert sind. Folglich muss man damit rechnen, dass sich der Verkehr dann immer den Weg sucht, wo es fließt. Damit dürften deutlich mehr Bürger die Folgen spüren. Problematisch auch, dass viele Schulwege der Grundschüler, Mittelschüler und Grundschüler gekreuzt werden. Eine neue Herausforderung für die Schulweghelfer!
Uns erscheint auf Seite 26 irreführend, dass die Zunahme in der Sauerlacher Straße 40 Fahrtenpaare/Tag bei einer derzeitigen Last von 1300 PKW/Tag betragen wird. Der Wert 40 kann sich bestenfalls auf die zusätzlich von der Tölzer Straße kommenden Fahrzeuge beziehen, was im Umkehrschluss ergibt, dass 95 Fahrzeuge (425 – 290 – 40) über Forstanger etc. kommen werden.
Die Sauerlacherstraße bekommt nicht nur 40 Fahrzeuge sondern den gesamten Schul- und Pendlerverkehr zusätzlich ab, was sich grob überschlagen wie folgt darstellt:
Hier die Zahlen:
derzeitige Anzahl der Fahrten lt. Gutachten | 1300 | Bezieht sich vermutlich nur auf das Teilstück Tölzerstr. Bis zum ersten Bahnübergang, dürfte weit höher liegen, da bereits heute 520 Personen zwei mal zum Bahnhof fahren |
hinzu kommen nun: | ||
Schüler/Lehrer | 1000 | |
Pendler (s. Seite 21) Hinfahrt | 820 | |
Dto. Rückfahrt | 820 | |
Buslinie 222 | 48 | |
Abendbetrieb VHS/Sport | ? | |
Parkplatzsucher | ? |

Ganz entscheidend bleibt dann die Frage, die im Gutachten nicht erwähnt und beantwortet ist, ob der Bereich um den Bahnhof den Verkehr verkraftet. Hier befinden sind bereits drei kritische Verkehrsknoten, die dann noch um die Zufahrt zur FOS-Garage ergänzt werden. Die hintereinander liegenden Kreuzungen vor und nach der Bahnunterführung und die Bahnschranken werden den Verkehrsplanern womöglich unlösbare Aufgaben stellen.
Die Bedenken gegen die kleine Südtangente werden scheinbar widerlegt. Hierzu werden auf Seite 9 vier Alternativen betrachtet, wobei die Route Straßlach mit nur 2 Abbiegevorgängen als Favorit herausgearbeitet wird. Alle vier Alternativen können nur dann verglichen werden, wenn als Knotenpunkte die Zentren von Oberbiberg und Grünwald angenommen werden. Die Rechnungen gehen schon dann nicht mehr auf, wenn in Grünwald die Knotenpunkte Oberhachingerstraße/Portenlängerstraße oder Oberhachingerstraße/Josef-Sammer-Straße herangezogen werden. Aber in allen Varianten sind die Fahrtzeitdifferenzen marginal.
Da kommen dann noch andere Faktoren für die Streckenwahl hinzu, nämlich: Übersichtlichkeit der Strecke, Straßenverhältnisse (Schnee), Nachtfahrten (Wildwechsel), Radfahrer etc. Die Verkehrszunahme in der Sauerlacherstraße und den Zubringern über Forstanger wird einen durchgängigeren Ausbau erfordern, was dann auch wieder die Attraktivität erhöht.
Fazit
Es steht zu befürchten, dass sich durch den geplanten Schulcampus Deisenhofen eine noch nie dagewesene Verkehrsbelastung in der Ortsmitte geschaffen wird, welche die Lebensqualität in Oberhaching auf Dauer erheblich mindert.
Wollen wir das ?
Eine Wohnbebauung wäre dagegen kein Schreckgespenst.
Anmerkungen
Die Ergebnisse beruhen teilweise auf Schätzungen. Uns liegt leider trotz mehrfacher Nachfrage die vollständige Verkehrsstudie 2019 noch nicht vor.

2 Antworten auf „Stimmen die Ansätze des Verkehrsgutachtens 2019? Wir sehen das anders!“
Erst einmal besten Dank für Ihre Analysen und die Sensibilisierung für das Thema. Schon länger habe ich den Eindruck, das der Verkehrsentwicklung in Oberhaching von Seiten des Bürgermeisters und der Gemeindeverwaltung nicht das notwendige Verständnis entgegen gebracht wird. Ein typisches Beispiel dafür waren die sich über drei Jahre erstreckenden Bauarbeiter in der Tölzer/Münchener, die jeweils während der Sommermonate zu absolut chaotischen Verkehrssituation auf und rund um die M11 führten. Die einzige Reaktion des Bürgermeisters auf die Beschwerden war Kritik an den ständigen Nörglern, die Abschiebung der Verantwortung auf die Strassenbaubehörde und sein vielleicht nicht zu ernst zu nehmende rHinweis, man doch am besten während der Bauphasen in Urlaub gehen.
In anderen Nachbarländern Schweiz oder auch Österreich werden Verkehrsthemen und ihre Auswirkungen auf die Bürger viel ernster genommen und solche Baumassnahmen in einem Bruchteil der Zeit bei laufendem Betrieb durchgeführt.
Ähnlich nonchalant scheint der Bürgermeister und auch der Gemeinderat (?) die Ansiedlung von Realschule und FOS an einem verkehrstechnischen sensiblen Ort, nämlich am Bahnhof Deisenhofen durchziehen zu wollen.
Nicht alle Bürger Oberhaching können zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur S-Bahn kommen, wenn sie aus welchen Gründen auch immer mit der S-Bahn in die Stadt fahren wollen. Den Wunsch, Am S-Bahnhof ein entsprechendes Parkangebot zu schaffen, z.B. eine gebührenpflichtige Parkgarage, wird geflissentlich ignoriert. Der Bürgermeister hat mir persönlich schon einmal gesagt, das ginge nicht, da kein Platz dafür vorhanden sei. Offenbar wegen der geplanten Schulen. Im übrigen werden auch jetzt schon die Zahl der Fahrradabstellplätze am S-Bahnhof schon wieder knapp. Mit all diesen Dingen wird manchem Oberhachinger Bürger verwehrt, umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu gelangen. Es ist auch nur eine Frage Zeit, bis auch die Further P&R-Anlage durch Auslastung aufgrund MVV-Tarifreform etc. als Ausweg nicht mehr zur Verfügung steht.
Ich wünsche mir, dass auch durch Ihre Initiative erreicht wird, dass es zu einer Lösung kommt, die auch den Anliegen derjenigen Oberhachinger Bürger gerecht wird, die keinen unmittelbarer Vorteil durch die Ansiedlung von FOS und Realschule zukommt aber ein vitales Interesse an einer möglichst uneingeschränkten Nutzung des S-Bahnhofs und der entsprechenden Verkehrsmittel haben.
Ich kann mir nicht erklären, wie solche Zahlen zu Stande kommen. Die Bahnhofstraße ist schon jetzt ein heilloses Durcheinander von Ein- und Ausparkern, Durchfahrverkehr und Busverkehr. Versuchen Sie mal zu Stoßzeiten oder Samstag Vormittag die Straße zu Fuß zu überqueren. Fast unmöglich. Ein Radfahrer in der Bahnhofstraße spielt mit seiner Gesundheit. Lebenswert oder gar wohnen ist dort inzwischen ein Graus. Und ich vermute, daß viele der Befürworter entweder in Sackgassen oder ruhigen Nebenstraßen wohnen. Da redet es sich ja leicht über solche Sachen…Ich frage mich daher ernsthaft, wie es funktionieren soll, wenn durch diesen Standort weiter Verkehr angezogen wird. Ich lade jeden ein, sich selbst mal zu den genannten Zeiten ein Bild von Bahnhofstraße und Bahnhofsplatz zu machen.
Man könnte den Eindruck haben, das muß kommen, koste es was es wolle. Gesundheit? Egal! Lärm? Egal! Kosten/Nutzen? Vollkommen egal!